Westernreiten

Westernreiten boomt in Deutschland. Bis zu 20 Prozent Zuwachsraten werden seit Jahren von den großen Westernreitverbänden verzeichnet. Dabei kommt schätzungsweise die Hälfte aller Westernreitanfänger von der klassischen Reitweise. Viele Westernreiter wollen sich von diesem sogenannten englischen Reiten absetzen. Diese Reitweise dominiert in Deutschland. Ihre Traditionen (gerade Haltung, uniforme Kleidung, Reitgerte und dauernder Zügelkontakt zum Pferdemaul) gehen auf die militärische Nutzung der Pferde zurück.

Beim Westernreiten wird das Pferd mit antrainierten verbalen und nonverbalen Kommandos geritten. Das geht zurück auf die Cowboys in den USA. Um ihre Arbeit auf dem Pferderücken machen zu können, mussten sie die Hände frei haben. Deshalb hängt der Zügel beim Westernreiten meist locker durch und wird nur mit einer Hand gehalten. Zügelhilfen dienen beim Westernreiten höchstens zur Feinabstimmung. Die typischen Pferderassen der Westernreitszene sind Quarter Horses, Appalosas und Paint Horses. Westernsättel sind an den langen Steigbügeln und vor allem am typischen Lassoknauf erkennbar.

Tierschützer halten das heutige Westernreiten für schonender als den klassischen Reitstil, der traditionell auf der reinen Unterordnung des Tieres basiert. Gute Westernreiter können auch ohne Zügel und Gebissstück reiten. Doch das Reiten ohne gewaltsame Notbremse erfordert viel Zeit, tägliche Übungen und ein Höchstmaß an Vertrauen zwischen Pferd und Reiter.

Historie des Westernhorse

Das Westernreiten hat seinen Ursprung im "Wilden Westen" Amerikas. Über das Grasland der endlosen Prärien des amerikanischen Westens zogen Millionen von Bisons. Ende des 19. Jahrhunderts waren sie fast ausgerottet. Rancher, die sich dort niedergelassen hatten, züchteten auf diesem Land Fleischrinder. In den endlosen Steppen konnte diese Aufgabe nur mit Unterstützung der Pferde geleistet werden.

Das Pferd ermöglichte erst das Zurücklegen weiter Wege, die zur Versorgung, Betreuung und Kontrolle der Rinder notwendig wurden. Bestimmte Charakteristika der Pferde ermöglichten und erleichterten den Cowboys die Erfüllung ihrer schwierigen Aufgaben.

Die Pferde mussten folgende Eigenschaften besitzen: 

» nervenstark
» ausgewogenes Temperament
» trittsicher im Gelände
» gutes Sprintvermögen
» auf minimale Hilfen sicher reagieren 

Die Westernpferde müssen in heiklen Situationen ruhig bleiben und dürfen nicht hektisch reagieren, deshalb wird besonderer Wert auf Nervenstärke und ausgewogenes Temperament gelegt. Um ein davon stürmendes Rind einholen zu können, sind eine hohe Trittsicherheit im Gelände und ein gutes Sprintvermögen unabdingbar.

Der Cowboy musste sich auf seine Arbeit und nicht auf die Reitkunst konzentrieren, woraus eine zweckdienlichen Reitweise entstand, bei welcher die Pferde auf kurze Impuls-Befehle sicher reagieren mussten. Diese wohl erzogenen und disziplinierten Pferde mussten zur Mitarbeit motiviert sein. Diese Eigenschaften der Rancherpferde werden auch heute in der  Westernpferdezucht und in den Regeln der Westernreitturniere berücksichtigt.

Erst mit den Konquistadoren kamen wieder Pferde auf den amerikanischen Kontinent. Die Spanier und Portugiesen brachten Araber, Berber und Andalusische Pferde ins heutige Mexiko. Mit den grossen Siedlerströmen im 17. und 18. Jahrhundert trafen auch deren typische Pferderassen ein: Irische Ponys, englische Vollblüter, aber auch Percherons und andere.

Aus der Kombination dieser Rassen und den Abkömmlingen der spanischen Pferde entstand das American Quarter Horse, eine in Typ und Charakter unverwechselbare Pferderasse.

Das American Quarter Horse - ein Pferd der Superlative

Mit über 4 Millionen eingetragenen Pferden in 77 Ländern ist das American Quarter Horse die zahlenmäßig größte Pferderasse der Welt. Sein Name leitet sich von "a quarter mile race" - ein Kurzstreckenrennen über ca. 400 m - ab, das sich bereits in den Pioniertagen der Vereinigten Staaten höchster Beliebtheit erfreute und bei dem besonders die antrittsstarken Quarter Horses dominierten. Dabei handelte es sich um Rennen, bei denen einfach die Hauptstrasse über eine etwa 440 yards (ca. 400 m) lange Strecke abgesperrt wurde und zwei Pferde gegeneinander antraten ( Match Race). Es ist das schnellste Pferd auf der Distanz der "Quarter Mile" (Viertelmeile). Dieser Tatsache verdankt es auch seinen Namen. Unübertroffen ist seine Vielseitigkeit: das American Quarter Horse ist nicht nur das Westernreitpferd schlechthin, sondern eignet sich je nach Typ auch für alle anderen Reit- und Fahrsportdisziplinen. Darüber hinaus machen die einmaligen Charaktereigenschaften diese Pferderasse zum idealen Freizeitpartner.

Herkunft: Nordamerika

Farben: Alle Farben (ausser Schecken)

Grösse:   Stockmaß ca. 1,45 m bis 1,60 m

Exterieur:      

Kurzer edler Keilkopf mit kleinem Maul, kleinen beweglichen Fuchsohren und großen freundlichen Augen, ausgeprägte Ganaschen und Stirnmuskeln, breite Stirn; mittellanger Hals mit langer Oberline und kurzer Unterlinie, leicht im Genick mit ausreichender Ganaschenfreiheit, im Rechteckformat stehend mit guter Sattellage; ausgeprägte schräge Schulter, tief in den Rücken reichender Widerrist, mittellanger Rücken mit kräftiger Lendenpartie, lange, schräge, gut bemuskelte Kruppe mit tief angesetztem Schweif, viel Gurttiefe, kräftige Brust mit guter Bemuskelung; Fundament korrekt und zum Pferd passend, kurze Röhrbeine, ausgeprägte Gelenke, harte mittelgroße Hufe, gut bemuskelter Unterarm und Schenkel.

Gänge:

Flache, taktreine Gänge mit viel Schub aus der Hinterhand, ausgezeichneter fördernder Galopp

Charakter:

Intelligentes, sehr freundliches Wesen,sensibel, aber überaus nervenstark! Leicht trainierbar mit ruhigem Temperament, lernt extrem schnell!

Verwendung:

vielseitiges Reitpferd für alle Disziplinen des Westernreitsports, aber auch Jagd, Springen oder Fahrsport. Hervorragendes Freizeitpferd! Kurzstreckenrennen (Text DQHA)

Westerndisziplinen

Reining:

Reining ist die Dressur im Westernreitstil. Reining bedeutet ein Pferd nicht nur zu lenken, sondern auch jede seiner Bewegungen zu kontrollieren. Ein gutes Reiningpferd sollte sich willig führen lassen und mit wenig und nicht sichtbarem Widerstand zu kontrollieren sein. Es muss dem Reiter völlig gehorchen. Jede eigene Bewegung muss als mangelhafte Kontrolle ausgelegt werden. Alle Abweichungen von der exakt vorgeschriebenen Aufgabe bedeutet ein Fehlen oder ein vorübergehender Verlust von Kontrolle und sind deshalb  Fehler, die abhängig vom Grad der Abweichung bestraft werden. Außer dem Abzug von Fehlerpunkten soll es Pluspunkte geben. Sie werden für Weichheit, Eleganz, Haltung, Schnelligkeit und die Art, verschiedene Manöver durchzuführen, gegeben. Die einzelnen Reiningelemente, schnelle und langsame Galoppzirkel, fliegende Wechsel, Spins, Sliding Stops, Rollbacks und Rückwärtsrichten, werden zu Aufgaben (Pattern) zusammengefasst. Es gibt verschiedene Reiningpatterns, deren einzelne Abschnitte in der festgelegten Reihenfolge geritten werden müssen. Die Aufgaben werden auswendig geritten.

Cutting:

Auf allen Turnieren sind die Rinderdisziplinen der Publikumsmagnet. Der Cutter wird bei seiner Arbeit von vier selbstgewählten Helfern - zwei Herdholder zum Kontrollieren der Herde und zwei Turnbacks zum möglichen zurückdrängen des Rindes zur Herde - unterstützt. Wenn das Pferd langsam in die Herde geht, beginnt der Reiter, ein Rind auszuwählen. Gute Cutter studieren die Herde, bevor sie in den Wettkampf gehen, um herauszufinden, welches Rind für eine besonders attraktive Darstellung ihres Pferdes geeignet ist. Der Richter vergibt eine Punktzahl zwischen 60 und 80, wobei er zu Anfang des Ritts eine Durchschnittsbewertung von 70 im Kopf hat. Der Reiter trennt ein Rind und positioniert sein Pferd für den Cut ("Schnitt"). Indem der Reiter die Zügelhand bis knapp über den Pferdehals senkt, signalisiert er dem Pferd, dass dieses unabhängig und ohne Führung des Reiters zu arbeiten hat. Das Pferd soll nun selbstständig bei durchhängendem Zügel verhindern, dass das separierte Rind zur Herde zurückgelangt. Wird das Rind untätig oder verliert es gar die Lust, zur Herde zurückzukehren, hebt der Reiter die Zügel an und signalisiert Pferd und Richter, das Rind aufzugeben.

Als Zeitpunkt des Quittens (beenden) gilt, wenn der Reiter seine Zügelhand hebt und die freie Hand auf den Hals des Pferdes legt, auch wenn das Pferd noch nicht unverzüglich stoppt. In 150 Sekunden kommt es auf das Zusammenspiel von Reiter, Pferd, Rind und Helfern an. Und wer gut ist, weiß auch sein Pferd genau einzuschätzen und seine Helfer entsprechend einzuweisen. 

Working Cow Horse:

Diese Rinderdisziplin wird in zwei Teilen geritten. In dem ersten Teil zeigen Pferd und Reiter ihr Können in einer kleinen Reining, also "Trockenarbeit", im Fachjargon "Dry Work". Im zweiten Teil ist Fence Work verlangt. Ein Rind muss dabei kontrolliert an der langen Seite der Bahn mindestens einmal in jede Richtung gegen die Bande gewendet werden. Zum Schluss treibt der Reiter das Rind in die Bahnmitte, um es dort auf einer Acht zu zirkeln. Wie beim Cutting muss dies alles innerhalb von zweieinhalb Minuten geschehen.

Pleasure:

Nomen est omen: Es soll für den Reiter ein Vergnügen sein, das Pferd in den drei Grundgangarten am angemessen losen Zügel möglichst bequem und fließend zu reiten. Die Pferde werden beurteilt nach ihren Gangarten, ihrer Bereitschaft, die unsichtbaren Hilfen des Reiters sofort zu befolgen. Diese letztgenannten unsichtbaren Hilfen, lassen die Prüfung für den Zuschauer sehr mühelos erscheinen, obwohl von den Reitern bei dieser "Materialprüfung" höchste Konzentration gefordert wird. Die Pferde sollen in  ihrer jeweiligen natürlichen Ausrichtung und damit in ihrem individuellen Tempo vorgestellt werden. Die natürliche Aufrichtung bedingt wesentlich flachere Beinbewegungen, als beim "klassischen" Reiten bekannt. Da die Pferde individuell unterschiedliche Geschwindigkeiten, besonders in Trab und Galopp, besitzen, darf in der Pleasure überholt werden. Die Pferde müssen ihr jeweiliges Tempo in den verschiedenen Gangarten konsequent beibehalten.

Western  Horsemanship:

Bei der Horsemanship stehen die Leistungen des Reiters im Vordergrund. Zur Bewertung kommen unter anderem die Hilfengebung und die Haltung des Reiters während der einzelnen Lektionen. Die verlangte Einzel- Aufgabe muss sehr exakt ausgeführt werden, was auch eine enorme Kontrolle des Pferdes voraussetzt. Es sind keine spektakulären, dafür aber penibel nachzureitende Mannöver, die verlangt werden. In der Kürze liegt die Würze. Die Einzelaufgabe geht zu 80 Prozent in die Wertung ein. Der zweite Teil einer Horsemanship fließt zu 20 Prozent in die Wertung ein. Optisch ist dieser zweite Teil eine Pleasure. Im Gegensatz zu einer Pleasure wird hier allerdings weiterhin vor allem das reiterliche Können des Menschen beurteilt.

Trail:

In dieser Geschicklichkeits-Prüfung müssen die Pferde mindestens sechs Hindernisse bewältigen. Beim Trail sind Nervenstärke, Vertrauen vom Reiter ins Pferd und vom Pferd in den Reiter gefordert. Das gute Trail-Pferd soll sich unerschrocken und überlegt jedem Hindernis nähern, es prüfen und dann bewältigen. Beispiele für die Aufgaben:

Der Reiter muss ein Tor öffnen und so durchreiten, dass eine Herde imaginärer Rinder auch nicht die geringste Gelegenheit hätte, ebenfalls das offene Tor zu passieren. Eine Brücke soll von dem Pferd vorsichtig, aber bereitwillig überquert werden. Am Boden liegende Stangen, die man sich als Unterholz im Wald vorstellen kann, müssen ohne Berührung in den verschiedenen Gangarten überschritten werden. Rückwärtsrichten des Pferdes durch ein enges Stangen-L oder Stangen-U.

Western - Riding

Bei der Western Riding sind vor allem zahlreiche fliegende Galoppwechsel auf den Punkt genau zu absolvieren. Sie gehört zu den anspruchsvollsten Disziplinen. Eine Western Riding bedeutet die Vorstellung eines sensiblen, sich losgelassen und mühelos bewegenden Pferdes. Pluspunkte werden vergeben für weiche, taktreine Gänge bei gleichbleibendem Tempo während der gesamten Aufgabe.

Showmanship

Die Showmanship at Halter ist eine Disziplin speziell für Jugendliche.  Bewertet wird der Jugendliche, wie er sein Pferd am Halfter vorstellt. Daneben gehört neben der korrekten Aufstellung des Pferdes und der genauen Absolvierung der verlangten Aufgabe auch der Pflegezustand von Pferd, Ausrüstung und Kleidung.

 

Ausrüstung

Sattel

Für den Laien mag ein Westernsattel aussehen wie jeder andere, zumindest was die Form angeht. Aber nicht nur im Preis und in der Optik unterscheiden sich die einzelnen Sättel ganz erheblich. Was ist nun wichtig bei einem solchen Sattel?

Zunächst das Innenleben: Jeder Sattel hat einen Sattelbaum, ein Grundgerüst, dem alles andere aufgebaut wird. Diese Bäume können zum einen aus Holz, zum anderen aus Kunststoff sein. Viele Reiter schwören auf einen Holzbaum, manchen ist er zu schwer. Wie so oft kann man hier kein gültiges "Rezept" geben, welches nun das Bessere sei, denn jeder Reiter und jedes Pferd sind anders. Zudem kommt es auf den Verwendungszweck an: Es gibt heute die besten Sättel für alle Einzeldisziplinen des Westernreitens, aber auch einige gut geeignete All-around-Sättel für den vielseitig orientierten Reiter. Der Sattelbaum gibt dem Sattel seine spätere Größe. Auch den verschiedenen Pferdetypen tragen unterschiedliche Bäume Rechnung. Rohhaut und weiter außen Leder verkleiden den Sattelbaum. Hier sollte man zumindest auf eine mittlere Lederqualität achten und nicht nur auf den günstigen Preis schauen. Ein Sattel soll dem Gesäß des Reiters und dem Rücken des Pferdes beim Reiten keine Probleme bereiten. Ob das Leder verziert ist oder nicht, ob viel Silber verarbeitet wurde, ist letztlich eine Frage des Geldbeutels und des Geschmacks. Für die Reit- und Sitzeigenschaften ist dies nicht von Bedeutung. Es gibt eine Vielzahl Gebisse, inklusive der Trense, mit der man westernreiten kann. Beim Westernreiten zugelassene Zäumungen sind:

Snaffle bit (Trensengebiss)

- ein glattes Gebiss mit gebrochenem Mundstück; üblicherweise als Wassertrense, Olivenkopftrense oder D-Ring-Trense gearbeitet mit Ringen, die im Durchmesser nicht größer als 10cm sein sollten. Etwa 2,5cm vom Maulwinkel nach innen gemessen muss die Trense mindestens 1 cm stark sein. Der Kinnriemen sollte nicht zu eng geschnallt werden.

Kandarengebisse

- ein "Curb bit" (die bekannte Kandare mit oder ohne Zungenfreiheit) oder ein "Snaffle with Shanks" (ein einfach gebrochenes Mundstück mit kandarenartiger Wirkung durch beweglich angebrachte Anzüge) werden häufig benutzt. Kinnketten sind zulässig, benötigen aber die Zustimmung des Richters. Sie müssen mindestens 1,3 cm breit sein und flach am Unterkiefer bzw. in der Kinngrube des Pferdes anliegen.

Hackamore

- ein aus Rawhide oder Leder geflochtenes Bosal (Nasenring), das anstelle eines Gebisses verwendet wird und das einen Durchmesser von höchstens 2 cm besitzt. Es müssen eben noch zwei Finger zwischen Bosal und Nase passen. Metallbestandteile, gleichgültig wie stark gepolstert, sind beim Bosal nicht erlaubt. Das Bosal wird zusammen mit dem Haarseil (der Mecate) verwendet und bildet mit dieser die "klassische" oder "Western Hackamore".

 

Outfit des Westernreiters in der Westernshow

Beim Turnier ist saubere, ordentliche Kleidung im Westernstil vorgeschrieben:

Stiefel und Westernhut sind Pflicht; dazu gehört eine geeignete lange Hose und ein langärmeliges Hemd. Möglich sind weiter Chaps, Gürtel mit dekorativer Gürtelschnalle (meist aus Silber, sog. Buckle), Krawatte, Tuch oder Schleife am Kragen etc.. Im allgemeinen ist der Trend zu ansprechender, stilvoller und auch modischer Kleidung bei Turnieren deutlich zu erkennen. Bei der Farbgebung versucht der Reiter ein harmonisches Gesamtbild passend auch zur Farbe des Pferdes zu erreichen (EWU).


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